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Fußballjournalismus: Die Kunst des Kommentars

Ausgewählte Ergebnisse zur Studie "Qualität der Live-Kommentierung bei der EURO 2016"

Ist die oft unverhältnismäßig erscheinende Kritik an Fußball-Reportern und -Reporterinnen doch berechtigt? Wie gut sind die Kommentierungen tatsächlich? Gibt es qualitative Unterschiede zwischen einzelnen Kommentierenden? Um diese und andere Fragen zu beantworten, wurde an der TU München die Studie „Sprachliche und fachliche Qualitätskriterien der Fußball-Kommentierung bei der EURO 2016“ durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse fasst der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation der Sportfakultät der TU, Michael Schaffrath, zusammen.

Die Kritik an Fußball-Kommentatoren ist so alt wie die Fußball-Kommentierung selbst. Neu ist jedoch, mit welchen Verbalinjurien das Kommentatoren-Bashing via Twitter und Facebook mittlerweile abläuft. Das war bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 genauso wie bei der Europameisterschaft 2016. Besonders frauenfeindliche Tiraden wurden gegenüber ZDF-Redakteurin Claudia Neumann gepostet: „Die Tante soll Kunstturnen oder Rhythmische Sportgymnastik kommentieren!“ Oder: „Hat die überhaupt `ne Erlaubnis sich außerhalb der Küche aufzuhalten?“ (N.N., zitiert nach tz 2016). Auch männliche Kommentatoren ernteten veritable Shitstorms. So wurde Bélá Réthy 2016 als „Superstar der Orientierungslosen“ bezeichnet (N.N., zitiert nach Mayer 2016) und nach dem WM-Finale 2018 mit den Worten verunglimpft: Blinder ist nur ein Fisch namens Wanda“ (N.N., zitiert nach tz 2018). Unstrittig ist, dass die Art solcher Verrisse inakzeptabel ist. Trotzdem stellt sich die Frage, ob an der Kritik nicht doch etwas dran sein könnte.

TV-Kommentierung als journalistische Stilform

Die TV-Live-Kommentierung wird als „Mischform“ aus Reportage und Kommentar betrachtet, weil sie Anforderungen beider Stilmittel erfüllen muss. Bei einer Reportage geht es um die genaue Beobachtung eines Ereignisses durch den Reporter mit dem Ziel, das Publikum „durch die authentische Erzählung“ das Geschehen vor Ort „miterleben“ zu lassen (vgl. Haller, M. 2006, S. 72). Dagegen ist beim Kommentar die „dezidierte, explizite Meinung“ gefragt (vgl. Neuberger, C.; Kapern, P. 2013, S. 53). Einordnung, Erklärung und Bewertung von Fakten lauten hier die zentralen Bestandteile (vgl. Schalkowski, E. 2011, S. 19f.). Die Live-Reportage im Fußball kann als „die Kommentierung live gesendeter Bilder aus dem ‚Off'“ (Neufeld, G. 2004, S. 272) oder als „der live zum Ereignis gesprochene Kommentar“ (Scheu, H-R. 2007, S. 249) begriffen werden.

Untersuchungsdesign

Anlass für die Studie war die Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Von 51 übertragenen Partien wurde aus forschungsökonomischen Gründen eine Auswahl von zwölf Spielen getroffen. Die Auswahlkriterien waren „kein Spiel mit deutscher Beteiligung“, „ähnliche Anzahl an Toren (zwischen einem und drei Treffern)“ sowie „pro Kommentator zwei Spiele“. Die Kommentierungen wurden in rund 150 Transkriptions-Stunden auf mehr als 300 Seiten wortwörtlich verschriftet. Das für die Inhaltsanalyse entwickelte Codebuch umfasste 31 Variablen. Untersucht wurden formale, sprachliche und fachliche Kriterien.

Kommentierungsintensität

Kritik an Kommentatorinnen und Kommentatoren entzündet sich oft bereits am Kommentierungsumfang. Der Vorwurf, dass die Reporterinnen und Reporter „das TV-Bild zutexten“, ließ sich jedoch nicht bestätigen. Bei zehn der zwölf Partien lag der Redeanteil unter 50 Prozent und nur bei zwei Spielen knapp darüber. Mit anderen Worten: Die Hälfte der Übertragungszeit wurde geschwiegen.

Tab. 1: Kommentierungsintensität

Kommentator/in (Sender)Spiel (Endergebnis)
Spielzeit in Min.:Sek.
Sprechzeit in Min.:Sek.Sprechanteil in Prozent
Wortanzahl
Bartels (ARD)Spanien – Tschechien (1:0)95:1846:2548,76.912
Bartels (ARD)Türkei – Kroatien (0:1)99:1555:2655,97.968
Gottlob (ARD)Irland – Schweden (1:1)97:1736:4037,75.258
Gottlob (ARD)Russland – Slowakei (1:2)96:5640:4442,05.678
Simon (ARD)Belgien – Italien (0:2)98:0132:5733,64.574
Simon (ARD)Polen – Nordirland (1:0)97:5834:5335,65.340
Neumann (ZDF)Wales – Slowakei (2:1)97:0444:2645,86.121
Neumann (ZDF)Italien – Schweden (1:0)96:5542:1943,75.887
Réthy (ZDF)England – Wales (2:1)95:2633:1034,84.781
Réthy (ZDF)Portugal – Island (1:1)95:4135:4937,44.750
Schneider (ZDF)Ukraine – Nordirland (0:2)95:5850:4852,95.893
Schneider (ZDF)Albanien – Schweiz (0:1)93:5646:0149,05.972

Die plausible Annahme, dass Unterschiede im Umfang an der Dramaturgie eines Spiels liegen, lässt sich nicht verifizieren. Die Anzahl an „Toren“, „Torschüssen“, „Foul- und Handspielen“ sowie an „Gelben, Gelb-Roten und Roten Karten“ – die in dieser Studie unter dem Begriff „Spielereignisse“ zusammengefasst worden sind – können die Divergenzen nur tendenziell erklären. So hatten zum Beispiel Tom Bartels beim Spiel Türkei – Kroatien und Béla Réthy bei der Partei Portugal – Island trotz der gleichen Zahl an je 60 „Spielereignissen“ sehr unterschiedliche Redeanteile: Bartels 55,9 Prozent und Réthy nur 37,4 Prozent.

Spielerverwechslungen

Als ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung von Fachkompetenz wird die Kenntnis der Spieler angesehen. Verwechslungen werden sowohl von Journalisten (vgl. Lang, M. 2009, S. 73) als auch vom Publikum (vgl. Hendrischke, P. 2012, S. 49) als ziemlich „störend“ empfunden. Allerdings kommen solche Verwechslungen selten vor (Abb. 1).

Bartels blieb in zwei Spielen ohne jede Verwechslung, Gottlob und Simon zumindest in je einer Partie. Schneider lag insgesamt dreimal falsch, korrigierte sich aber sofort, wie zum Beispiel bei der Partie Ukraine – Nordirland: „Steven Davis, da lauert Conor Washington an der Grenze zum Abseits, aber der Pass, Entschuldigung, von Jamie Ward, kommt in diesem Fall nicht an.“ Réthy verwechselte beim Spiel England – Wales einen Spieler; bei der Begegnung Portugal – Island unterliefen ihm drei solche Fehler: „Und der Schuss von André Gomes“ statt Vieirinha; „Nani. Carvalho“ – es war Ronaldo. Und: „Wieder Nanis Kopfball oder Ronaldo? Ronaldo war`s.“ Claudia Neumann verwechselte am häufigsten Spieler. Beim Match Italien – Schweden (ITA – SWE) waren es vier, wie zum Beispiel: „Das war Pellè im Nahkampf dort eben mit Forsberg“, es war aber Candreva. Bei der Partie Wales – Slowakei (WAL – SVK) lag die ZDF-Frau fünf Mal daneben, wobei sie dreimal den Spieler Duris nicht korrekt erkannte. In zwei anderen Fällen bemerkte sie den Fehler und korrigierte sich: „Weiss, nein, Stoch ist das. Entschuldigung.“ Oder: „Ein Missverständnis da zwischen Torwart Hennessey und Ashley Williams, dem Kapitän. Verzeihung, es ist natürlich Danny Ward im Tor.

Spielerverwechslungen

Abb. 1: Spielerverwechslungen

Spielerverwechslungen kann man ambivalent interpretieren. Wenn man bedenkt, dass die Kommentierenden eher selten bei Übertragungen von Spielen ausländischer Nationalmannschaften eingesetzt werden, kann man die Zahl solcher Fehler als gering einstufen. Dagegen ließe sich argumentieren, dass es von jeder der an einer Europameisterschaft teilnehmenden Mannschaften genug Bildmaterial gibt, das zur Verbesserung der Spieler-Kenntnis genutzt werden kann.

Bewertung elfmeterverdächtiger Szenen

Eine der wichtigsten Kompetenzen von Kommentatoren ist die korrekte und zügige Einordnung strittiger Spielszenen, wie zum Beispiel elfmeterverdächtiger Hand- oder Foulspiele. Zur Festlegung, ob die kommentierende Person dabei richtig oder falsch lag, wurden – sozusagen als journalistisches Korrektiv – die Bewertungen des „kicker“-Sportmagazins herangezogen. Für die vergleichende Kommentar-Analyse wurde außerdem folgendes Punktesystem entwickelt und erstmalig eingesetzt.

  1. Die Szene wird auf die Live-Bilder sofort und richtig bewertet (5 Punkte).
  2. Die Szene wird nach der 1. Zeitlupe richtig bewertet (3 Punkte).
  3. Die Szene wird nach der 2. Zeitlupe richtig bewertet (2 Punkte).
  4. Die Szene wird nach der 3. und weiteren Zeitlupen richtig bewertet (1 Punkte).
  5. Die Szene wird – unabhängig ob live oder Zeitlupen – falsch bewertet (0 Punkte).

Ein solches Punktesystem erscheint auf den ersten Blick ein wenig willkürlich. Um aber die Qualität von Kommentierungen überhaupt vergleichbar machen zu können, erwies es sich als sehr brauchbar.

Tab. 2: Bewertung elfmeterverdächtiger Szenen

Kommentator/in (Sender)Spiel (Endergebnis)
Anzahl an potenziell elfmeter-würdigen Szenen
Maximal zu erreichende PunktzahlTatsächlich erreichte Punkte
Punkte in Prozent
Bartels (ARD)Spanien – Tschechien (1:0)155100,0
Bartels (ARD)Türkei – Kroatien (0:1)21010100,0
Gottlob (ARD)Irland – Schweden (1:1)155100,0
Gottlob (ARD)Russland – Slowakei (1:2)keine
Simon (ARD)Belgien – Italien (0:2)15360,0
Simon (ARD)Polen – Nordirland (1:0)15240,0
Neumann (ZDF)Wales – Slowakei (2:1)15120,0
Neumann (ZDF)Italien – Schweden (1:0)15240,0
Réthy (ZDF)England – Wales (2:1)3151173,3
Réthy (ZDF)Portugal – Island (1:1)keine
Schneider (ZDF)Ukraine – Nordirland (0:2)210770,0
Schneider (ZDF)Albanien – Schweiz (0:1)210440,0

Bartels erkannte in seinen Spielen immer korrekt und sofort, dass die drei „Tacklings“ im Strafraum nicht elfmeterwürdig waren. Genauso schnell und richtig lag ARD-Kollege Gottlob bei einer Szene in der Partie Irland – Schweden. Beim Match England – Wales bewertete Réthy zutreffend, dass der Spieler Williams nicht gefoult worden ist: „Es war kein Elfmeter.“ Problematischer waren für Réthy zwei andere Situation in derselben Partie. In der 32. Minute konnte er sich auf die Live-Bilder nicht festlegen: „Handspiel wird da reklamiert nach diesem Kopfball von Kane. Felix Brych sagt oder zeigt sofort an, da war nichts.“ Auch zur 1. Zeitlupe gab es noch keine Beurteilung: „Hier der Vierer.“ Bei der 2. Zeitlupe war er sich dann sicher: „Das war ein Handspiel!“ In der 60. Spielminute ignorierte der ZDF-Mann zunächst ein weiteres Handspiel von Davies, um dann aber nach der 1. Zeitlupe für Klarheit zu sorgen: „Wieder Handspiel!“ Die Flucht vor klaren Festlegungen ergriffen Schneider (ZDF) und Simon (ARD) recht oft. Die Live-Bilder zu strittigen Szenen wurden von beiden nur beschrieben, aber nicht bewertet. Selbst nach diversen Zeitlupen gab es oft keine dezidierte Einordnung. So sagte Schneider zum Beispiel bei der Partie Ukraine – Nordirland: „Mh, ja, da war die Hand von Gareth McAuley nicht wirklich angelegt. Hätte Královec ’ne Zeitlupe zur Hand, dann hätte er, glaube ich, über einen Elfmeter nachdenken können.“ Ähnlich unsicher wirkte Simon beim Spiel Belgien – Italien: „Na, ja, schhh. Fifty-fifty, kann man so pfeifen.“ Claudia Neumann blieb bei einem Foul in der Partie Italien – Schweden zunächst unverbindlich, legte sich aber nach zwei Zeitlupen korrekt fest: „Zu wenig für einen Strafstoß.“ Bei der Partie Wales – Slowakei korrigierte Neumann ihre (auch nach Meinung des „kicker“-Sportmagazins) „falsche“ Erstbewertung eines Fouls von Škrtel an Williams: „Kein Elfmeter!“ Auf die Zeitlupen bekräftige sie zunächst nochmals: „Das ist nicht elfmeterreif gewesen.“ Ab der 41. Minute kamen ihr erste Zweifel: „Elfmeter oder nicht? Für mich sah`s zunächst so aus. (…) Aber 100 Prozent festlegen, mag ich mich da nicht.“ Zu Beginn der 2. Halbzeit relativierte sie dann: „Ja, da haben wir die Bilder von der strittigen Elfmeterszene eben nochmal sehen können. Und müssen in der Tat konstanieren (sic!), dass das ’ne ganz aktive Bewegung da war von Škrtel gegen Williams.“ In der 71. Spielminute revidierte sie sich dann komplett: „Williams, der 22-Jährige, der (…) eben hätte in der 31. Minute diesen Elfmeter bekommen müssen.“

Fazit

„Das größte Problem des Kommentators besteht in der Regel darin, dass von ihm von vornherein zu viel erwartet wird. Er soll möglichst alles wissen, alles sehen und alles richtig einschätzen – und zwar in Sekundenschnelle“ (Flügel, C. 2009, S. 212). Vor dem Hintergrund der großen Komplexität der Live-Kommentierung und mit Blick auf das facettenreiche Anforderungsprofil an die kommentierenden Personen erscheint manche Kollegenkritik oder vereinzelte Zuschauerschelte nicht nur unverhältnismäßig, sondern fachlich unbegründet. Es gilt sowieso: „Den perfekten Kommentar gibt es nicht!“ (Flügel, C. 2009, S. 212). Und wird es auch nie geben können.

Literatur:

Flügel, C. (2009): Aktuelle TV-Sportberichterstattung. In: Horky, T.; Schauerte, T.; Schwier, J.; DFJV (Hrsg.): Sportjournalismus. Konstanz: UVK, S. 205-218.

Haller, M. (2006): Die Reportage. Ein Handbuch für Journalisten, 3. Aufl., Konstanz: UVK.

Hendrischke, P. (2012): „Fußballkommentatoren im Abseits“ – Eine empirische Untersuchung über die Kritik, Erwartungen und Zufriedenheit der Zuschauer gegenüber Fußball-Live-Kommentatoren im deutschen Fernsehen (unveröffentlichte Bachelorarbeit). Magdeburg, Deutschland.

Lang, M. (2009): Fußball-TV-Kommentierung – Sicherung von Qualität und Standards. Eine Online-Befragung unter Sportjournalisten. Berlin: LIT Verlag.

Mayer, A. (2016): Béla Réthy erntet wieder Kritik während des EM-Eröffnungsspiels; www.rp-online.de/sport/fussball/em/em-2016-bela-rethy-der-superstar-der-orientierungslosen-tv-kritik-aid-1.6040293 (10.07.2016).

Neuberger, C.; Kapern, P. (2013): Grundlagen des Journalismus. Wiesbaden: Springer VS.

Neufeld, G. (2004): Fernsehen, Pars pro toto – Die Reportage als Spiegel des großen Ganzen. In: Mast, C. (Hrsg.): ABC des Journalismus. 10. Aufl., Konstanz: UVK, S. 269-272.

Schalkowski, E. (2011): Kommentar, Glosse, Kritik. Konstanz: UVK.

Scheu, H.-R. (2007): Zwischen Animation und Information. Die Live-Reportage im Fernsehen. In: Hackforth, J.; Fischer, C. (Hrsg.): ABC des Sportjournalismus. Konstanz: UVK, S. 246-277.

tz (2016): Nach Shitstorm gegen Reporterin Neumann: Das ZDF reagiert; www.tz.de/sport/fussball/fussball-em-ere25906/em-2016-shitstorm-gegen-zdf-reporterin-claudia-neumann-zr-6499757.html (10.07.2016).

tz (2018): „Blinder ist nur ein Fisch“: Béla Réthy erntet üblen Shitstorm bei WM-Finale; www.tz.de/sport/fussball/fussball-wm-ere25907/blinder-ist-nur-ein-fisch-b-la-r-thy-erntet-ueblen-shitstorm-bei-wm-finale-zr-10037031.html (20.07.2018).

Titelillustration: Esther Schaarhüls

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).

Prof. Michael SchaffrathDer Autor Prof. Dr. Michael Schaffrath ist Leiter des Arbeitsbereichs Medien und Kommunikation an der Sportfakultät der TU München. Vorherige wissenschaftliche Stationen: Deutsche Sporthochschule Köln, TU Dresden sowie die Universitäten in Lüneburg, Gießen und Koblenz-Landau. Schaffrath ist Herausgeber der Schriftenreihe „Sportpublizistik“ sowie der Sammelbände „Sport-PR und PR im Sport“ und „Traumberuf Sportjournalismus“. Er ist Autor von elf Fachbüchern und zahlreicher Aufsätze zu Themen der Sportkommunikation.
Kontakt: michael.schaffrath@tum.de

Kommentare
  1. Ein Leser sagt:

    Für mich ausschlaggebend, ob ich persönlich einen Fußballkommentator gut oder schlecht finde, sind weder Fehlerhäufigkeit noch Sprechdauer. Viel wichtiger finde ich folgende Punkte:

    Kommentiert er/sie zu aufgeregt? (negativ: Rethy/Neumann/Simon)
    Bemerkt/korrigiert er/sie seine Fehler? (negativ: Rethy/Neumann)
    Ist er/sie parteiisch? (negativ: Simon)
    Nimmt er/sie sich selbst zu wichtig? (Negativ: Rethy/Reif)
    Wie oft fallen ausgeleierte Phrasen? (negativ: Neumann)
    Sagt mir die Stimme zu? (negativ: Neumann)

    Daher gefällt mir persönlich ein Kommentar von Wolff-Christoph Fuss mit Abstand am besten im deutschen Fernsehen, das ist Fußball-Sachverstand gepaart mit Wortwitz – unterhaltsam und informativ.
    Aber das sehen andere wieder komplett anders. Die Geschmäcker sind halt verschieden …

  2. Wilhelm Wolff sagt:

    Das ist ein interessanter Artikel, vielen Dank dafür! Die Betrachtung erscheint mir allerdings recht oberflächlich, was natürlich auch daran liegen mag, dass es sich anscheinend nur um eine Zusammenfassung handelt.
    Einige Anmerkungen: beim englischen Fernsehen und auch bei dazn gibt es in der Regel zwei Kommentatoren bzw. einen Kommentator und einen Experten. Das hilft der Eintönigkeit ab und ist auch in anderer Hinsicht begrüßenswert (unten mehr dazu). 11freunde hat mal irgendwann in den letzten Jahren im Heft den englischen und den deutschen Kommentar bei einem Großturnier verglichen und ist zu dem (meines Erachtens berechtigten) Ergebnis gekommen, dass der englische dem deutschen vorzuziehen war. (Online hab ich den Artikel auf die Schnelle leider nicht finden können.)
    Sofern der Experte tatsächlich ein bisschen Expertise hat, steigert er auch die Qualität des Kommentars. Die Kommentatoren (ob bei den ÖR oder auch bei Sky) verbleiben nämlich allzu oft auf einer rein oberflächlichen Beschreibungsebene und können (teilweise wollen sie es teilweise angeblich auch nicht – die Begründung ist dann, dass sich für taktische Feinheiten ja bloß ein paar Nerds interessierten und der gemeine Fußballzuschauer davon nichts wissen wolle -, was allerdings auch nur kaschieren sollen könnte, dass sie es wirklich nicht können) das Geschehen auf dem Feld nicht einordnen oder erklären, was in dem Fall konkreter gesagt bedeutet: sie erkennen Spielsysteme und Spielerrollen und -fähigkeiten nicht. Entsprechend werden taktische Kniffe nicht wahrgenommen, Spielerleistungen falsch bewertet, wird Selbstverständliches als erstaunlich herausgehoben und Erstaunliches nicht bemerkt und unkommentiert gelassen. Hier würde jemand mit ein bisschen Expertise dem Kommentar oft gut tun, aber manche Leute scheinen zu glauben, dass es die Zuschauenden überfordern würde, wenn ihnen mal ein Einblick in die (taktischen) Feinheiten des modernen Fußballs gegeben wird.
    Eine wohltuende Ausnahme beim ZDF ist Oliver Schmidt. Bei dazn funktioniert das übrigens meiner Meinung nach sehr gut. Vorreiter der taktischen Betrachtung waren/sind u.a. spielverlagerung.de.
    Nebenbei gesagt habe ich noch im Kopf, wie der deutsche Kommentator (ich weiß nicht mehr, wer es war) beim letzten WM-Finale mehrmals Pogba, Matuidi und Kanté verwechselte, was angesichts der verschiedenen Staturen und Spielweisen doch recht peinlich ist.
    Das ist hoffentlich eine andere Art von Kritk als die eingangs im Artikel beschriebene.

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