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Journalismus ist immer auch digital – und?

Rezension des Buches "Universalcode 2020"

Mit seinem Buch „Universalcode 2020“ informiert Christian Jakubetz über Möglichkeiten der Digitalisierung und führt uns in die Zukunft des Journalismus. Er bietet viele praktische Beispiele und handwerkliche Informationen. Hat er ein neues Handbuch für Journalisten geschrieben?

Das Credo des Autors lautet: Die neuen Informations- und Kommunikationstechniken haben den Journalismus in allen seinen Facetten heute schon maßgeblich beeinflusst. Dieser Prozess sei unumkehrbar und zu erwarten seien weitere, ungeahnte Möglichkeiten der Herstellung und Verbreitung von Medien. Damit werde „der Konkurrenzkampf um die wichtigste Währung für Journalisten – nämlich Aufmerksamkeit“ – härter. Diese Einschätzung macht im Weiteren sein Buch nahezu unverzichtbar. Immer wieder setzt er sich mit den Chancen neuer Techniken auseinander und bleibt gleichzeitig bei Anforderungen an guten Journalismus. Digitale Journalisten – und letztlich seien das alle Journalisten – sollten nicht im Wesentlichen das Überangebot an Medien und Information unterstützen, sondern Chancen und Möglichkeiten für ihr Metier vor allem inhaltlich nutzen.

Journalisten müssen sich in puncto Kommunikation und Dialog positionieren

Die technischen Möglichkeiten machen es heute nicht nur möglich, sondern selbstverständlich, dass Texte, Fotos, Videos, Reportagen und Audio auch digital sind, gleichgültig, für welches Trägermedium sie hergestellt wurden. In diesem Zusammenhang sieht Jakubetz die Lotsenfunktion des Journalisten – Informationsbroker –  und die durch neue Techniken selbstverständlich gewordenen Anforderungen an Kommunikation und Dialog mit dem Mediennutzer. Als Resümee seiner Informationen und Einschätzungen zum digitalen Zeitalter beschreibt er den zeitgemäßen Königsweg für Journalisten: „Sie müssen in der Lage sein, sehr viele unterschiedliche Wege zu gehen, Nutzungsverhalten, Situationen und einen Kontext in Zusammenhang bringen und die Kompetenz haben, zu entscheiden, wann welcher Inhalt wo angebracht ist.“

Mehr denn je ist Vernetzung im Journalismus wichtig

Denkt man an die Möglichkeiten eines gängigen Smartphones, wird diese Einschätzung gut nachvollziehbar. Integriert in den journalistischen Alltag kann es als Radio, als Zeitung und als Fernseher genutzt werden. Mit dem Smartphone kommuniziere man in alle Richtungen. Für den Einsatz neuer Kommunikationstechniken ergebe sich daraus ganz selbstverständlich die vernetzte Sicht. Netzwerke, berufliche wie private, sind für Journalisten per se wichtig. Im digitalen Zeitalter ergeben sich zusätzlich neue Möglichkeiten durch Social Media. Sie bewirken ein neues Selbstverständnis von Medien und von Kommunikation. “Journalisten nehmen dort auch die Rolle des Moderators einer digitalen Gesellschaft ein.“

Nicht nur, aber auch mit dem Smartphone ist oder kann Journalismus immer präsent sein: Echtzeitjournalismus. Dabei gibt es neue technische und genauso neue organisatorische Möglichkeiten: Wem liefert man einen Beitrag? Einer Nachrichtenagentur oder einer Redaktion? Oder ist man als Blogger unterwegs? „Es lohnt sich, als Journalist oder als Redaktion intensiv über das Thema Blogs nachzudenken; sei es als aktiver Blogger oder als interessierter Leser.“

Aufmerksamkeit erzielen, aber nicht um jeden Preis

Für jede zunächst klassische oder gleich digitale Publikation stellt Jakubetz die Frage nach dem digitalen Narrativ. Immer wieder die Frage nach den Inhalten. Inhalte und Dialog – was etwa tun mit politischer Infiltration oder mit Hasskommentaren?

Neben dieser sehr handfesten Auseinandersetzung mit neuen Möglichkeiten im Journalismus und den neuen Herausforderungen bietet das Buch eine Fülle von praktischen Beispielen, etwa zum Video – „Fernsehen, Web, Mobile – Wo wir Videos brauchen“, zu Fotos „Wie man gute Bilder macht“- bis hin zu Hintergrundinformationen zu Schreibstil oder zur Bedeutung von Messgrößen. Das zeichnet sein Buch aus: Fachwissen zur weiteren Entwicklung von Medien und praktisches Know-how. Damit ist das Buch nicht nur für Journalisten interessant, sondern bietet allen, die beruflich oder im Kontext eines Ehrenamts mit Medien zu tun haben, viele wichtige Informationen. Wie lange die Informationen aktuell sind, kann freilich niemand sagen.

Kernaufgabe bleibt es, als Journalist Orientierung zu bieten

„… dass die Mediennutzung via mobiles Endgerät der Standard und alle anderen Nutzungen eher der Nische angehören werden“  – davon ist Jakubetz überzeugt. Aber „Content + Kontext + Endgerät = Publikation“ lässt gedanklich viele Möglichkeit offen – auch die nach dem guten alten Leitartikel im Print oder dem Kommentar in Funk oder Fernsehen. Selbst wenn klassischer Journalismus einfach nur verlinkt wird …

Und immer wieder die Frage nach den Inhalten: Journalisten nicht nur als diejenigen, die Wichtiges aufgreifen und Unwichtiges beiseitelassen, die hindurchführen durch das Überangebot an Medien und Informationen, sondern Journalisten auch als diejenigen, die Informationen seriös aufbereiten und bewerten, die große und kleine Entwicklungen sachlich korrekt beschreiben und kommentieren. Journalisten, die einfach Orientierung bieten in einer Welt, die nicht nur noch digitaler, sondern auch schwieriger zu verstehen wird. „Universalcode 2020“ – nicht nur sehr wichtig für Journalisten, sondern wichtig für alle Medienleute.

UVK_KR_Universalcode_Umschlag_160414.inddAutor: Christian Jakubetz

Titel: Universalcode 2020. Content + Kontext + Endgerät

Preis: EUR 24,99

Umfang: 208 Seiten

Erscheinungsjahr: 07/2016

Verlag: UVK

ISBN: 978-3-86764-681-9 (Print)


Titelillustration: Esther Schaarhüls

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).

Bergmann-GriesDie Rezensentin Jutta Bergmann-Gries ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin mit beruflichen Stationen in der Auftragsforschung und als Coach sozialer Projekte. Sie blickt auf ein langjähriges Engagement in der Kommunalpolitik zurück. Seit 2010 ist sie als freie Journalistin tätig.

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