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Tipps für Instagram-Journalisten: Ein Leitfaden

Die Anzahl der Instagram-Nutzer wächst rasant. Die Plattform wird in der Zukunft des Journalismus eine ausschlaggebende Rolle spielen. Selina Bettendorf gibt Journalisten Tipps, wie Instagram-Storys im Journalismus am besten funktionieren. Ein Buchauszug:

Für professionellen Instagram-Journalismus müssen Sie drei Bereiche beachten. Zum einen den allgemeinen Auftritt Ihres Medienunternehmens, dann die Arbeit im Newsfeed und schließlich den Journalismus in den Instagram-Storys. Die wichtigsten Aspekte in diesen drei Bereichen werden nun zusammengefasst. Der Account Ihres Medienunternehmens sollte zunächst mit einem passenden Profilbild, dafür reicht in den meisten Fällen Ihr Logo aus, und einer verständlichen Beschreibung in der Biografie ausgestattet werden. Platzieren Sie in der ‚Bio‘ Ihre Homepage und beschreiben Sie Ihr Unternehmen mithilfe weniger, pointierter und authentischer Schlagworte. Achten Sie bei Ihren Inhalten darauf, dass sie homogen sind und zur Leitlinie Ihres Unternehmens passen. Verwenden Sie beispielsweise Farben und Schriftarten, die auch Ihre Zeitung prägen, um einen Widererkennungswert für die Kunden zu schaffen. Außerdem sollten Sie einen Qualitätsstandard generieren, in dem sie beispielsweise Regeln für ihre Instagram-Auftritte festlegen, sodass diese Auftritte in Folge auch von anderen Redakteuren betreut werden können, ohne dass sich die Nutzer über eine Veränderung wundern.

Legen Sie in einer Strategie fest, welche Beiträge regelmäßig publiziert werden sollten und einen niedrigeren Zeitaufwand benötigen, und welche besonderen Beiträge zusätzlich produziert werden können. Definieren Sie dabei einen regelmäßigen Rhythmus für das Veröffentlichen Ihrer Beiträge. Produzieren Sie auch einige Beiträge ausschließlich für Instagram, anstatt ‚nur‘ Beiträge von Ihrer Homepage zu übernehmen. Der Nutzer bemerkt dann den Mehrwert, den er nur durch Instagram erhält. Feed- und Story-Beiträge sollten von Ihnen als gleich wichtig erachtet werden, in der Kosten-Nutzen-Rechnung sollte der Feed aber immer zuerst kommen.

Ihre Videos sollten ohne Ton zu verstehen sein und es sollte auch keine Hintergrundmusik oder zusätzlicher Ton eingefügt werden. Letztlich sollten alle nachrichtlich relevanten Themen vorkommen und keine Beschränkung auf ausschließlich positive Instagram-Inhalte vorgenommen werden.

Tipps für den Newsfeed

Im Newsfeed gilt das Prinzip der Heterogenität in der Homogenität. Beispielsweise sollten Sie gleiche Filter, gleiche Farben und Formen verwenden, um dem Nutzer ein einheitliches Unternehmen zu präsentieren. Gleichzeitig sollten Sie immer wieder unterschiedliche Bilder und Motive verwenden, um Abwechslung innerhalb der festen Strukturen anzubieten. Die Beiträge sollten aktuell, überraschend, außergewöhnlich oder witzig sein und darüber hinaus eine individuelle Note aufweisen und gut diskutierbar sein. Außerdem sollten die Beiträge leicht teilbar sein.

Für Ihre Follower sind Beiträge dann sinnvoll, wenn sie ihnen einen Mehrwert bieten. Das können aktuelle Themen sein, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Ihren Konkurrenten publiziert wurden, oder aber von Ihnen selbst gestaltete Infografiken, welche komplexe Themen auf einem Bild zusammenfassen. Infografiken eignen sich perfekt für Instagram, weil sie leicht teilbar sind und gleichzeitig schwierige Zusammenhänge vereinfacht darstellen. Achten Sie aber darauf, dass die Informationen nicht falsch verstanden werden können und Sie somit keine missverständlichen Nachrichten verbreiten. Außerdem ist für die Infografiken ein deutlich höherer Zeitaufwand notwendig als für andere Feedbeiträge. Wenn Sie nicht so viel Zeit haben, setzen Sie andere Prioritäten.

Deutlich weniger Zeitaufwand benötigen Leserfotos, die noch dazu die Beziehung zu Ihren Followern verbessern können. Veröffentlichen Sie aber maximal ein Leserfoto am Tag und auch nur, wenn es einen Mehrwert für Ihre Nutzer bietet. Wenn Sie für eine Lokalzeitung arbeiten, macht es Sinn, jeden Tag ein Leserfoto aus der Region zu teilen. Ihre Follower können diesen Ort dann besuchen, wenn sie durch das Bild dazu inspiriert werden. Die wichtigsten Beiträge im Newsfeed sollten aktuelle Nachrichtenbeiträge sein. Publizieren Sie mindestens zwei Nachrichtenbeiträge im Feed pro Tag. Ihr technischer Zeitaufwand liegt bei etwa fünf Minuten pro Bild, wenn Sie das Thema für den Beitrag bereits wissen.

Für Nachrichtenbeiträge eignen sich am besten ‚Quotecards‘, kurze Informationen oder Zitate auf einem ansprechenden Hintergrund. Die Themen stammen meist aus der Politik, können aber alle Gesellschaftsbereiche betreffen. Formulieren Sie hierfür die Texte kurz und knapp, sodass jeder Nutzer sie auf den ersten Blick verstehen kann. Verwenden Sie bei jedem Beitrag kurze, kluge und aussagekräftige Hashtags.

Für einen professionellen Newsfeed können Sie mit 15 min zusätzlichem Zeitaufwand zwei ‚Quotecards‘ und ein Leserfoto publizieren und somit die wichtigsten Tagesbeiträge abarbeiten. Darüber hinaus könnten Sie mit aufwendigen Infografiken einen noch professionelleren Newsfeed anbieten, müssten hierfür jedoch deutlich mehr Zeit investieren.

Tipps für die Instagram-Storys

Die Story-Funktion auf Instagram bietet Ihnen die beste Möglichkeit, anspruchsvollen Qualitätsjournalismus zu betreiben. Stellen Sie Ihre Storys nach Feierabend, optimalerweise gegen 18 Uhr, online, um möglichst viele Nutzer zu erreichen. Achten Sie dabei darauf, dass sie kurz und prägnant, also maximal acht Slides und maximal zwei Minuten lang sind. Für Live-Storys oder spezielle Formate wie ‚Frage-und-Antwort-Videos‘ gelten diese Regeln nicht.

Wie bei Ihren Zeitungsartikeln ist auch bei den Storys wichtig, dass Sie eine Geschichte mit rotem Faden erzählen. Wechseln Sie hierfür Texte, Bilder, Videos, Fakten und emotionale Inhalte ab. Die Nutzer bekommen durch den roten Faden und Ihr professionelles Erzählen einer Geschichte einen Mehrwert, den sie von Influencern auf der Plattform nicht bekommen. Versuchen Sie auch die ästhetischen Erwartungen der Nutzer zu erfüllen und neue Informationen mit Grafiken und Videos zu erklären. Wie bei Ihren Artikeln muss die erste Slide den Nutzer überzeugen und ‚reincatchen‘. Hierfür eignen sich überraschende, starke Bilder oder emotionale Videos, die die Nutzer nicht erwarten.

Bei einigen Themen ist ein Moderator sinnvoll, der durch die Story führt. Er sollte ‚lässig‘ und zwischen 25 und 40 Jahren alt sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Mann oder eine Frau moderiert. Der Moderator sollte mindestens einmal zu Beginn direkt in die Kamera sprechen, um eine Verbindung zu den Zuschauern aufzubauen. Bei Live-Storys sollte der Reporter nah am Geschehen sein und den Zuschauern so eine ganz besondere Perspektive bieten. Publizieren Sie sowohl Live-Storys als auch geplante Storys regelmäßig. Ein bestimmter Hintergrund für geplante Storys ist nicht notwendig.

Sie können für Ihre Storys bereits bestehende Artikel aus Ihrem Onlineangebot verwenden. So bleibt der Arbeitsaufwand gering und Sie können den Artikel für weitere Informationen verlinken. Dadurch werden auch die Konsumenten auf Ihre Homepage geleitet und Ihr Unternehmen kann durch die Klickzahlen Umsatz generieren. Zusätzlich können gelegentlich noch Storys zu typischen ‚Instagram-Themen‘ wie Tieren, dem Wetter, Unfällen, oder Kuriosem erstellt werden.

Sie sollten generell kreativ, jung, frisch, seriös und bunt gestaltet werden.

Tipps für die Instagram-Storys

Bei fast allen Storys ist es sinnvoll, die Standortfunktion zu verwenden. Besonders wenn Sie für eine Lokalzeitung oder einen regionalen Radiosender arbeiten, sollten Sie diese Funktion häufiger nutzen, da sie Ihren Konsumenten einen relevanten Mehrwert bietet. Verwenden Sie außerdem regelmäßig die Interaktionsfunktion, damit sich die Nutzer einbezogen fühlen und Sie dadurch die Kundenbindung stärken können. Wichtig ist es auch, Filter zu benutzen und generell Neuerungen der Funktionen zu testen und so immer wieder auf neue Trends einzugehen. Essenziell ist selbstverständlich eine gute Ton- und Bildqualität, und auch, dass bei Videos passende Schnittsequenzen verwendet werden.

Vergessen Sie nicht, zum Schluss noch auf andere Accounts zu verlinken, die etwas mit Ihrer Story zu tun haben. Am besten eignen sich hierfür die Accounts von Influencern, welche oft eine höhere Reichweite als Redaktionsaccounts haben, oder aber der Account eines Unternehmens oder eines Fußballvereins.

Neben der Verlinkung können und sollten, wenn das die einzelnen Slides nicht überfüllt, zusätzlich Hashtags verwendet werden.

Gerade diese zum Schluss genannten technischen Funktionen sind für guten Instagram-Journalismus relevant, da Sie so mit wenig Aufwand Ihre Klickzahlen deutlich erhöhen können. Investieren Sie deshalb für jede Story zusätzlich fünf Minuten in technische Details. Legen Sie diese Richtlinien auch in Social-Media-Strategien fest. Der Gesamtaufwand für Storys pro Tag ist nicht zu definieren, da es zahlreiche unterschiedliche Möglichkeiten gibt. Für die kürzeste Ankündigungs-Story werden etwa 15 min benötigt, für eine aufwendige Reportage jedoch bis zu acht Stunden.

Werden Sie kreativ

Dieses essential über Instagram-Journalismus bietet einen zuverlässigen Leitfaden und definiert die wichtigsten Grundlagen, die Sie beim Instagram-Journalismus beherzigen sollten und die auch in Zukunft noch relevant sein werden.

Wenn Sie nun Marktführer in diesem Bereich werden wollen und sich von der Konkurrenz abheben möchten, müssen Sie die Grundlagen umsetzen und zusätzlich eigene Produkte erfinden. Sie müssen dabei der Linie Ihres Unternehmens treu bleiben und Formate kreieren, die man zuvor noch nie gesehen hat. Manche Redaktionen arbeiten bereits an solchen Formaten, entwickeln sich jedoch auch ständig weiter.

Wenn Sie nicht mehr als 30 min am Tag für Instagram-Journalismus investieren können, halten Sie sich ausschließlich an den Leitfaden und setzen Sie regelmäßig alle genannten Aspekte um. Wenn Sie mehr Zeit investieren können, werden Sie kreativ, innovativ und kreieren neue Formate und Produkte. Testen Sie immer wieder neue Funktionen und finden gemeinsam mit Ihren Followern heraus, ob sie ihnen gefallen oder nicht. Kleine Fehler werden Ihnen eher verziehen, als wenn Sie mit technischen Fortschritten nicht mitgehen. Beachten Sie deshalb immer neue Entwicklungen, Updates oder Veränderungen im Instagram-Algorithmus und passen Sie Ihre Strategie den Änderungen an. Verpassen Sie keine neuen Trends und beginnen Sie spätestens jetzt mit professionellem Instagram-Journalismus, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „Instagram-Journalismus. Ein Leitfaden für Redaktionen und freie Journalisten“ von Selina Bettendorf, erschienen im Verlag Springer, Heidelberg 2019.

Titelillustration: Esther Schaarhüls

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).

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