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Unternehmenskommunikation – Chance für Freie

Der Bedarf ist groß, gerade im Mittelstand und im ländlichen Raum: Gesucht werden kreative Experten mit Organisationstalent für die Unternehmenskommunikation. Ziel ist die bessere Vermarktung der sichtbaren Firmenerfolge in journalistischer Qualität. Ein Markt auch für freie Journalisten, die gerne konzeptionelle Verantwortung übernehmen und als breit aufgestellte Allrounder unternehmerische Denke sowie crossmediales Arbeiten mitbringen.

Freie Journalisten müssen kreativ sein, um das eigene wirtschaftliche Überleben zu sichern. Gerade in dynamischen Zeiten gilt es, das eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen, offen für Neues zu sein und auch Kunden aus der Industrie mit einem wirtschaftlichen Nutzen zu überzeugen. Als Fachkraft und Visionär, als Manager und Unternehmer mit innovativen Ideen.

Welche Voraussetzung muss man mitbringen?

Für das Erreichen dieser Ziele ist es überaus hilfreich, mit einer positiven Grundeinstellung und wacher Lernbereitschaft zum Gestalter des eigenen Handelns zu werden: Ohne den einen oder anderen Fortbildungskurs (Präsenz und Online) für Solo-Selbstständige wird man kaum auskommen können. Anbieter sind beispielsweise Newsroom.de, Calumetphoto.de, Hamburg Kreativ Gesellschaft, Multimedia Kontor Hamburg oder auch Freelens e. V.

Freelancer werden geschätzt, weil sie wissen, was sich am Markt tut. Digitale Zusammenarbeit ist ihnen wohl vertraut und eine schnelle, fokussierte Arbeit ist Tagesgeschäft. Freie Journalisten verfügen über Ressourcen, Wissen und Kontakte. Sie können als Schlüsselpartner selbstständige Arbeit leisten, die für den langfristigen Unternehmenserfolg vieler Firmen unentbehrlich ist.

Das Kernthema: Sichtbarkeit als Marke

Es geht zunehmend um Markenbildung, Mitarbeiterwerbung, Unternehmenspräsentation. Inzwischen haben praktisch alle Unternehmen erkannt, in welch brisanter Lage sie sich befinden. Sichtbarkeit und ein positiv besetztes Image sind die Voraussetzungen, um auf sich aufmerksam zu machen – als Anbieter von Leistungen ebenso wie als Arbeitgeber. Hier spielt das Employer Branding eine wesentliche Rolle, der Arbeitgeber als Marke.

Die Führungsetage in vielen Unternehmen ist gezwungen, Konzepte gegen den Fachkräftemangel in Eigenregie auf den Weg zu bringen. Denn: Der perfekte Bewerber wird immer seltener und Hilfe von außen ist nicht in Sicht. Ein Bäckermeister in Lenzen an der Elbe ging gar soweit, dass er ein Mehrfamilienhaus kaufen wollte, um seinen Auszubildenden bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Und die Hotelkette Ruby wirbt in deutschen Großstädten auf Plakaten um Fachkräfte, denen bei Einstellung ein Wunsch-Tattoo auf Firmenkosten gestochen wird. Andere Arbeitgeber bieten Yoga-Stunden oder Zalando-Gutscheine, um ihre Mitarbeiter bei Laune zu halten. Transparenz ist ebenso wichtig: Potenzielle Bewerber erkundigen sich oftmals vorab im Netz auf Plattformen wie Kununu.com über das Betriebsklima bei ihrem möglichen Arbeitgeber.

Tatsache ist: In Zeiten von Fachkräftemangel und Pensionierungswelle müssen sich heute viele Unternehmen beim künftigen Mitarbeiter bewerben, nicht mehr umgekehrt. Dazu ist es erforderlich, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen und zugleich den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Auch festangestellte Arbeitnehmer verfolgen diesen Markenaufbau sehr genau, fürchten doch nicht wenige um ihren Marktwert im Fall einer verstaubten Außendarstellung. Jede Fluktuation bringt aber Unruhe in ein bestehendes Team und kostet laut Human-Resources-Experten im Schnitt rund 15.000 Euro je Mitarbeiterkündigung. Das agile Verhalten der eigenen Angestellten ist zudem wichtiger Bestandteil der Markenidentität, wie zahlreiche Image- und Recruitingfilme belegen.

Freie Journalisten als Helfer in der Not

Es besteht also Handlungsdruck in den deutschen Führungsetagen. Freie Journalisten können dabei als One-Man-Show aus diesem Grundbedürfnis nach Sichtbarkeit ein skalierbares Geschäftsmodell entwickeln: Verkaufen heißt, Probleme zu lösen. Ein gut durchdachter Elevator Pitch, unterlegt mit eindrucksvollen Arbeitsproben, ist für die erste Kontaktaufnahme die wirksamste Waffe.

Der Bedarf auf Firmenseite: leicht verständliche Texte für Newsletter, Jahresbericht, Website, Stellenausschreibung oder Flyer in journalistischer Qualität. Auch ein Unternehmensporträt zur Präsentation in einer Fachzeitung wird oft angefragt. Es geht um das Einordnen und Erklären von Fakten aus der Firmengeschichte, um das Erfassen und Beschreiben von relevanten Inhalten wie nachhaltigen Herstellungsprozessen oder besonderen Unternehmenswerten, die sich vorteilhaft für eine Präsentation machen. Potenzielle Bewerber sollen sich umgehend angesprochen fühlen. „Call to action“, heißt die gewünschte Reaktion dazu so passend im modernen Marketing-Deutsch.

Nur Text? Schon lange nicht mehr!

Auch visuelle Kompetenz von externen Experten ist gefragt: Broschüren und Websites verlangen nach ausdrucksstarken Macherbildern aus der Führungsetage und zeitgemäßer Bildsprache. Aber auch gut inszenierte Mitarbeiterfotos mit persönlichen Geschichten aus dem Alltag oder moderne Drohnenbilder sind beliebt. Und Social-Media-Kanäle müssen regelmäßig mit authentischen Content gefüttert werden, was oftmals gerne an Praktikanten oder Werkstudenten vergeben wird. Der Nachteil bei dieser Lösung: Die Qualität kann durchaus leiden, es fehlt häufig der große Überblick.

Hier können freie Bildjournalisten punkten, die keine Probleme mit den gestellten Arrangements ihrer Protagonisten haben und auch in der Lage sind, visuell ansprechende Bildfolgen effektiv zu beurteilen und zu steuern. Bei der Betextung gilt oft: Keine vollen Namen der Mitarbeiter, weil je nach Branche Headhunter ihre Fühler ausstrecken könnten. Wer eine Tonalität der freundlichen Kollegialität pflegt, spricht auch potenzielle Bewerber an. Mit korrekten Projektbeschreibungen und der Auflistung von Hashtags mit Namen der Kooperationspartner wird die unternehmerische Kompetenz des Auftraggebers eindrucksvoll unterstrichen.

Die Königsdisziplin heißt multimediales Storytelling. Egal, ob TV-Formate oder Video-Content. Die Konzeption und die technische Umsetzung von Storyboards sind die Grundlage für die Erstellung hochwertiger Image- oder Recruitingfilme, aber auch des täglichen Contents für hauseigene Social-Media-Kanäle. Es geht um authentische Inhalte, die Agilität und Lösungskompetenz widerspiegeln sowie Sympathien erwecken sollen. Multimediales Storytelling ist eine zeitgemäße Kommunikationsform, die nicht nur in der Werbung anstatt trockener Pressemitteilungen eingesetzt wird. In Kombination mit guter Tontechnik ist sie auch als Podcast umsetzbar. Ebenso werden Dialogformate wie Webinare und Livestreams verstärkt nachgefragt.

Welche Tools stehen zur Verfügung?

Für die Unternehmenskommunikation gibt es im Netz viele praktische Hilfsangebote wie Eventbrite (Webinare bekanntmachen), Torial (Journalistenportal), OpenPR (Pressemitteilungen gratis veröffentlichen), Upwork (Dienstleisterportal), Cision-Newsletter (PR-Wissen), Campus Innovation Newsletter (Medienarbeit und Online-Schulungen), Cision Communication Cloud (Presseverteiler für Pitches) oder auch MyNewsDesk (PR-Plattform).

Anregungen für gelungene PR-Konzepte und Kommunikation finden freie Journalisten auch in Fachmagazinen wie Medium Magazin, PR Report, Kressinfo oder beim PR Report Camp in Berlin vom 02. – 04. November 2022. Man stößt dort unter anderem auf Leitfäden für ansprechende YouTube-Videos, Strategietipps für Podcasts in der PR und Anleitungen für die Social-Media-Analyse.

Wie vermittle ich die Kernbotschaft?

Alle Kernbotschaften sollten kompakt und aufmerksamkeitsstark formuliert werden. Aufbau, Typografie und Gestaltung spielen eine erhebliche Rolle bei der Außenwahrnehmung, ebenso professionelles Bildmaterial. Auch lohnend ist, sich über die Innovationsmethode „Design Thinking“ (aus Anwendersicht planen) in die Probleme neuer Kunden einzudenken. Kundenorientiert zu agieren heißt, vor einem Gespräch auf die besonderen Belange und Wünsche eingestellt zu sein. Gute Vorbereitung ist alles.

Der Nutzen für den neuen Auftraggeber: bessere Mitarbeiterbindung und Personalwerbung durch zeitgemäße Kommunikation, emotionale Kundenansprache und Kundenpflege, Stärkung der eigenen Marke – zukunftsträchtiges Employer Branding, Einbindung der Mitarbeiter beim Content-Marketing mit Storytelling-Elementen.

Eine moderne Kommunikation suggeriert eine kompetente Dienstleistung: Gutes tun und darüber berichten in Form von Pressearbeit, Interviews, Multimedia-Produktionen. Und: Trockene Sachverhalte wie Herstellungsprozesse können in spannender Videoform deutlich unterhaltsamer dargestellt werden. Emotionen erwecken Aufmerksamkeit, nicht nur im Netz.

Das ungeliebte Kind der Freien: die Aquise

Sichtbarkeit ist Trumpf. Eine starke Positionierung sorgt dafür, das eigene Angebot verständlich zu machen.

Mit einem aktuellen und gut gepflegten LinkedIn-Profil wird man selbst gefunden. Auch über redaktionelle Fachartikel im Netz können Anfragen ausgelöst werden. Lohnenswerte Recherchequellen sind Jobportale sowie Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern der verschiedenen Bundesländer.

Entscheidend ist, vom „Wollen“ ins „Tun“ zu gelangen und aus einer Position der Stärke zu akquirieren: Mit Fachwissen, den nötigen Fähigkeiten und einem guten Netzwerk sind Freelancer kompetente Schlüsselpartner für Unternehmen. Freie Journalisten haben zudem bereits gelernt, an der Ablehnung von redaktionellen Themenvorschlägen zu wachsen und sind somit gegen Abweisungen bei der Kundenakquise sehr gut desensibilisiert.

Das Wagnis Leben verlangt immer wieder nach Überwindung, um anschließend beseelt neue Erfolge feiern zu können.

Titelillustration: Esther Schaarhüls

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).

Der Autor Ralf Falbe arbeitet derzeit als Lokalreporter in Festanstellung. Davor war er in der Unternehmenskommunikation und als freier Bildjournalist, Videographer und Reporter unterwegs. Veröffentlicht hat er u. a. in Stern, F.A.Z. und sueddeutsche.de. Und es gab Auszeichnungen: Journalistenpreis Irland 2016 (Kategorie Online – Top 10), Bronze-Winner International Photo Award IPA Philippines 2016 (Kategorie Kinder), Nominierung für den PR-Bild Award 2015, 2017, 2018 (Kategorie Tourismus, Freizeit, Sport). Er ist Mitglied beim DFJV und im Arbeitskreis Baufachpresse. Weitere Informationen zu seiner Person sind unter www.ralffalbe.com zu finden.

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