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Einstieg in die Unterwasserfotografie – Tipps für Freie

Lange Zeit war die professionelle Unterwasserfotografie mit hohen Kosten verbunden und galt als teure Materialschlacht. In den Hochglanz-Tauchmagazinen waren früher gewaltige Kameragehäuse mit komplizierten Blitzgeräten zu sehen, die schwierig zu handhaben schienen. Heute sind die Ausgaben deutlich geringer und die Technik ist leichter einsetzbar. Für den Einstieg und zum Kennenlernen sind die finanziellen Hürden daher zunächst überschaubar. Tut sich hier ein neues Betätigungsfeld für Freie auf?

Einige Themenvorschläge lassen sich mit ungewöhnlicher Bebilderung effektiver und lukrativer vermarkten. Gerade in den Bereichen „Special Interest“ und „Outdoor“ werden oftmals „Best-of-Bildvorschläge“ erwartet, bevor es an den eigentlichen Text geht. Denn dieser kann nach Einschätzung vieler Fachredakteure später noch „zurechtgebogen“ werden, langweiliges Bildmaterial aber nicht. Unterwasserfotografie bietet diesen „anderen“, den speziellen Blickwinkel.

Wundervolle Unterwasserbilder erfreuen nicht nur das Herz der Fotografen, sondern erleichtern manchmal auch das Unterbreiten eines naturnahen Themenvorschlags, bei dem die passende Bebilderung – gegen Aufpreis – gleich mitgeliefert wird. Und zeitlose Unterwasseraufnahmen lassen sich auch über Bildagenturen vermarkten, für eigene Social-Media-Kanäle nutzen und später bei geplanten Buchprojekten verwenden. Kurz: Es lohnt sich für Freie, hier langfristig zu denken und etwas zu experimentieren.

Welche Ausrüstung brauche ich?

Die moderne Einstiegs-Ausrüstung passt heute in jedes Urlaubsgepäck, egal ob GoPro, Domeport, Ewa-Marine-Gehäuse oder Smartphone-Schutzhülle. Denn: Zunächst geht es nicht um den Einsatz im tiefen Blauwasser am Riff, sondern um ungewöhnliche Aufnahmen im Oberflächenbereich oder auch im Pool. Dafür empfehlen sich folgende Gadgets, die nicht viel Geld kosten.

Die klassische GoPro-ActionCam ist klein und vielseitig einsetzbar, dazu wasserdicht und leicht zu bedienen. Die ältere GoPro HERO 8 ist ab rund 300 Euro erhältlich, neuere Modelle kosten ab 500 Euro aufwärts. Wer es sich leisten kann, sollte besser auf aktuelle Geräte wie GoPro HERO 11 Black zurückgreifen: Die Videoqualität mit dem überarbeiteten Bildstabilisator gilt als hervorragend, nachteilig sind allerdings eine relativ kurze Akku-Laufzeit und eine vergleichsweise bescheidene Fotoqualität. Trotzdem ist sie ein Gadget nicht nur für YouTuber, sondern auch für freie Journalisten, die dorthin gehen, wo es rau und beweglich wird: beim Mountainbiking, Skifahren, Snowboarding, Schnorcheln, Surfen, Kiten, Fallschirmspringen. Mit den aufgenommenen Raw-Cuts lassen sich später eigene Clips oder Video-Reels schneiden, sogar Standbilder können entnommen werden. Und: Die kleinen Cams lassen sich problemlos mithilfe eines mitgelieferten Clips auf einem Helm installieren, sodass neben Downhill-Mountainbikern auch Reportage-Fotografen parallel zum Fotoeinsatz kleine Videos in hoher Qualität liefern können.

Deutlich bessere Fotoqualität im Oberflächenbereich oder Pool bietet eine wasserdichte Ewa-Marine-Schutzhülle für die eigene Spiegelreflex-Kamera. Diese Unterwassergehäuse aus deutscher Produktion eignen sich dank unterschiedlicher Größe für fast alle gängigen Kameramodelle und bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis; gebrauchte Gehäuse sind bei eBay bereits ab rund 100 Euro erhältlich. Sie sind ideal für Einsätze beim Tauchen, Schnorcheln, Kanufahren, Segeln. Die Bedienung erfolgt eher intuitiv, aber die Ergebnisse im Oberflächenbereich können sich durchaus sehen lassen: Bei einem Test mit einer Fuji XT3 in Kombination mit einem Ewa-Marine-Gehäuse konnten beeindruckende Ergebnisse selbst im herbstlich aufgewühlten Atlantik erzielt werden. Der Nachteil der Gehäuse: Es sind keine spektakulären Split Shots (Halb-Halb-Aufnahmen) möglich. Auch auf einen Einsatz bei rauer See oder in der Brandung bei Surfspots sollte verzichtet werden: Die Wellenkraft würde die verschraubte Kopfleiste am Gehäuse vermutlich einfach auseinanderreißen, die teure Kamera wäre folglich ein Totalverlust. Im Gegensatz zu den einfachen Handy-Schutzhüllen, die oftmals schnell undicht werden und immer auf der Tastatur kleben, ist eine Ewa-Marine-Schutzhülle eine solide und preiswerte Möglichkeit für hochwertige Fotos und Videos knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Auch der wichtige und lukrative Makro-Bereich für Forschung und Wissenschaft kann dadurch im Flachwasser bedient werden.

Neue Unterwasser-Bildtechnik kommt aus Südafrika: Die innovativen Gdome-Gehäuse (Domeport) eignen sich auch für Smartphones – die mittlerweile so hochwertige Fotos liefern, dass diese auch von Magazinen gedruckt werden. Mit der Wölbung der Linse lassen sich spektakuläre Halbwasseraufnahmen im Meer oder Pool schießen. Zudem ist das Gehäuse sehr robust, sodass auch ein Einsatz in der Brandung möglich ist. Das Mobiltelefon lässt sich innen fest einklemmen und dazu über die rückseitig gespannte Silikonhaut gut bedienen. Vier Schrauben sichern das Gadget gegen eindringende Feuchtigkeit, dazu gibt es eine kompakte Leash (Leine) zur Sicherung im Wasser. Auch ein Fernauslöser ist im Lieferumfang enthalten; Kosten: etwa 150 Euro, zuzüglich Lieferung nach Deutschland (20 Euro) und Zollgebühr für die Einfuhr (60 Euro). Die gewölbte Glaslinse ist beim Transport mit einer milchigen Kunststoffhaut geschützt, die vor Inbetriebnahme entfernt werden sollte. Die Fotoergebnisse und Einsatzmöglichkeiten sind überzeugend, zumal mit einem modernen Mobiltelefon auch hochwertige Videosequenzen gedreht werden können. Das Gerät liegt gut in der Hand und ist mittlerweile bei vielen Influencern sehr beliebt, die mit den Aufnahmen ihre Social-Media-Kanäle bespielen.

Gdome-Gehäuse im Einsatz

Die gewölbte Glaslinse der Gdome-Gehäuse erlaubt ungewöhnliche Bildkompositionen und reduziert den Brechungsindex unter Wasser. Halb-Halb-Aufnahmen (Split Shots) sind bei ruhiger See oder im Pool problemlos machbar; so lassen sich zum Beispiel im Wasser treibende Surfer auf ihren Brettern in einer spektakulären Kombination aus zwei Welten ablichten.

Der Übergang zwischen Land und Unterwasserwelt stellt eine kraftvolle Verbindung für den Zuschauer dar, sodass die geneigte Leserschaft behutsam in das Reich Neptuns überführt wird. Von entscheidender Bedeutung für die Inszenierung ist hierbei, Objekte zu finden, die den natürlichen Weg von der Überwasserwelt in den Unterwasserteil nachzeichnen. Das können Surfer im Line-up sein, aber auch ein Fisch an der Angelschnur, ein Schwimmer oder das ankernde Boot.

Das Licht ist im Oberflächenbereich ausreichend, sodass hier auch Anfängern rasch gute Ergebnisse ohne Blitz gelingen. Eine digitale Nachbearbeitung der Aufnahmen mit Photoshop oder Ähnlichen Programmen bleibt unvermeidlich, um beste Bildqualität zu erreichen.

Die Bedienung ist eher intuitiv, sofern man nicht selbst im Wasser ist und das Gehäuse nur mit den Armen in den Pool oder das Gewässer hält. Schwimmend lässt sich das Gerät besser bedienen.

Pack die Badehose ein … und was noch?

Hilfsmittel bei der Unterwasserfotografie sind nicht nur Neoprenanzug, Schnorchel und Maske, sondern auch Tauchboje, Flossen und ein Bleigurt für das kurze Abtauchen. Ebenfalls nützlich sind Schwimmweste, Badeschuhe, wasserdichte Outdoorboxen – beispielsweise von B&W – für Wertsachen und eine elastische Surf-Leash mit Klettverschluss zur Befestigung am Fußgelenk, womit das Unterwassergehäuse gesichert werden kann. Surffotografen in der Brandung tragen auch oft einen leichten Helm, der vor Verletzungen beim Wipe-out am Riff schützen soll.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, die Unterwasserfotografie in einem professionellen Rahmen zu betreiben, wird allerdings langfristig nicht an weiteren Investitionen in die Technik vorbeikommen.

Die Aussichten für Freie

GEO-Fotochef Lars Lindemann erklärte im Gate7-Podcast die große Bedeutung von Bildern für Spezialthemen wie Höhlenexpeditionen und Unterwasser-Fotografie (einschließlich Makro-Bereich): Es gibt nur wenige Fotografen weltweit, die diese Themen in einer innovativen Bildsprache auf einem hohen Niveau umsetzen können. Dies ist eine Chance für Freie, die sich mit viel Geduld und Talent ein weiteres Standbein schaffen möchten und die hohen Maßstäbe im internationalen Magazinjournalismus als Herausforderung begreifen.

Immer geht es auch darum, Ansätze zu suchen, die langfristig funktionieren und komplexe Themen wie Forschung, Wissenschaft, Sport oder Reise zugleich abbilden können. Mehrfachverwertungen sind in diesem Fall angesagt, sodass ein wirtschaftlich erfolgreiches Arbeiten überhaupt erst möglich wird.

Und wie funktioniert die Selbstvermarktung?

Bewerbungen an GEO und Special-Interest-Magazine sollten ein PDF-Dokument mit aussagekräftigen Fotos sowie eine passende Projektbeschreibung zu einem eher ungewöhnlichen Themenvorschlag enthalten – Redakteure lieben Abwechslung. Weitere Kunden abseits des Pressemarktes wie NGOs, Outdoor-Firmen oder Stiftungen lassen sich mit ungewöhnlichen Bildserien ebenfalls einfacher akquirieren.

Die eigene Bildkompetenz lässt sich dazu auch durch das Studium von Fotobüchern, Bildarchiven, Surfheften und Tauchmagazinen schulen. Und dann: Ab in das feuchte Nass!

Titelillustration: Esther Schaarhüls

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).

Der Autor Ralf Falbe arbeitet derzeit in der Unternehmenskommunikation. Davor war er als freier Bildjournalist, Videographer und Reporter unterwegs. Veröffentlicht hat er u. a. in Stern, F.A.Z. und sueddeutsche.de. Und es gab Auszeichnungen: Journalistenpreis Irland 2016 (Kategorie Online – Top 10), Bronze-Winner International Photo Award IPA Philippines 2016 (Kategorie Kinder), Nominierung für den PR-Bild Award 2015, 2017, 2018 (Kategorie Tourismus, Freizeit, Sport). Er ist Mitglied beim DFJV. Weitere Informationen zu seiner Person sind unter ralffalbe.com zu finden.

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