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Facebook für Journalisten: Wie schützt man sich effektiv vor Datenkraken?

Das soziale Netzwerk Facebook mit bald einer Milliarde Mitgliedern scheint weltweit nicht mehr aufzuhalten zu sein. Den Nutzern wird versprochen, untereinander leichter in Kontakt treten sowie Inhalte teilen zu können und als Gegenleistung nichts dafür bezahlen zu müssen.

Und Facebook-User zahlen tatsächlich mit keiner Nutzungsgebühr: Sie bezahlen mit ihren Daten. Werbetreibende, Vermarkter, aber auch Geheimdienst- und Verfassungsschutzmitarbeiter freuen sich über die dargebotenen Informationen.

Das muss nicht zwingend so sein: Die eigenen Angaben kann man im Detail kontrollieren. Allerdings wurden die entsprechenden Einstellungen bei Facebook weit verstreut.

Dieser Beitrag zeigt Möglichkeiten, wie jeder dieses Portal ohne Bauchschmerzen und Nebenwirkungen nutzen kann. Insbesondere für Journalisten, die offline wie online in sensiblen Bereichen recherchieren, ist Neutralität von hoher Bedeutung.

Wer sich die Mühe macht und wirklich alle Bereiche seines Profils und der Einstellungen überarbeitet, kann den Datensammlern Einhalt gebieten.

Die eigene Chronik im Griff

Gestartet werden kann mit der Chronik. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei diesem recht neuen Feature um eine chronologische Abfolge aller Ereignisse der User: Beispielsweise wurde ein Ereignis oder Produkt „geliked“,  ein Link geteilt, ein Bild hochgeladen oder einem Event zugesagt.

Vor zu viel Offenheit muss aber gewarnt werden, weil viele Angaben Möglichkeiten zur freien Interpretation eröffnen. So könnte es bei manchen Behörden zu einem gesteigerten Interesse führen, wenn man bei Facebook häufiger seine Teilnahme an politischen Demonstrationen bekannt gibt oder weniger massentaugliche Bücher oder systemkritische Werke bespricht.

Was im Einzelfall absolut harmlos wirkt, addiert sich für Beobachter in der Analyse möglicherweise zu einer Gefahr für Demokratie und Verfassung. Von daher sollte man in Ruhe alle „Gefällt mir“-Angaben prüfen und diejenigen aussortieren, die zu viel preisgeben.

Klickt man auf der Hauptseite von Facebook auf seinen Namen, springt man zur eigenen Chronik. Die neuesten Einträge stehen oben, rechts kann man Jahr und Monat auswählen, möchte man direkt in einen bestimmten Zeitraum springen. Jeder Eintrag der eigenen Chronik kann nachträglich verändert oder komplett gelöscht werden.

Wer in der Chronik das Feld „Aktivitätenprotokoll“ aktiviert, geht noch mehr in die Tiefe. Hier wird jeder geteilte Link, jede Freundschaftsanfrage, jeder Kommentar, jedes Foto und so weiter angezeigt. Rechtsseitig kann eingestellt werden, wer diese Daten sehen darf. Ein zweites Feld auf der rechten Seite ermöglicht eine separate Löschung der Aktivitäten aus dem eigenen Profil.

Vorsicht: Programme, die einem das Leben erleichtern sollen, können einem gleichfalls überraschende Fallen stellen. Wird beispielsweise eine selbst geschriebene Film- oder Buchrezension per RSS-Feed in die eigene Chronik übertragen, schlägt sich dies automatisch in den favorisierten Büchern und Filmen des Profilinhabers nieder.

Wer also häufiger Interviews mit erklärten Zielen des Staatsschutzes durchführt, könnte sich aufgrund der automatisch auf dem eigenen Profil hinzugefügten Favoriten wegen solcher Hilfsmittel selbst ein Bein stellen.

Ob man als Journalist arbeitet oder nicht: Eine gewissenhafte Prüfung und eine umfangreiche Aufräumaktion lohnen sich in jedem Fall. So sollten in der Chronik auch sämtliche Freunde, alle Fotos und die Karte überprüft werden.

Langfristig inaktive Kontakte bei Facebook brauchen nicht zwingend den vollen Zugang auf die eigenen Daten. Hier wie überall gilt: Je weniger Personen auf die eigenen Informationen zugreifen können, umso besser. Nachbessern kann man auch bei den Bildern. Wer von Freunden markiert wird, kann die Markierungen auch wieder nachträglich entfernen; das reduziert die Relevanz der Bilder bei Suchmaschinen.

Vermerke in der Karte bringen dem Nutzer kaum einen Gewinn, es sei denn, dieser leidet unter Gedächtnisproblemen. Wer von sich selbst kein Bewegungsprofil oder eine Aufstellung aller privaten Veranstaltungen und besuchten Orte im Netz hinterlassen möchte, sollte alle Einträge aus der Karte entfernen. Eine Übersicht der Markierungen findet man im eigenen Profil unter dem Menüpunkt „Karte“.

Das nachträgliche Entfernen der besuchten Orte erfolgt manuell über das Aktivitätenprotokoll. Oben rechts können alle Beiträge mit Ortsangaben gefiltert werden.

Hier hat man wieder bei jedem einzelnen Beitrag die Möglichkeit, diesen als unsichtbar zu markieren, ihn nur für einen bestimmten Kreis sichtbar zu machen (näheres dazu lesen Sie weiter unten) oder komplett aus der Chronik zu löschen.

Wer auf seiner Pinnwand etwas Neues einträgt, kann jeweils individuell bestimmen, welche Personen diesen Eintrag lesen können. Möchte man beispielsweise fachbezogene Themen lediglich seinen Kolleginnen und Kollegen mitteilen, lohnt die Eröffnung einer eigenen Liste.

Wurden alle relevanten Personen zum Beispiel der Gruppe der Journalisten zugeordnet, können Informationen gezielter verbreitet werden. Nachbarn, Familienmitglieder und Freunde bekommen dann aus dem eigenen Berufsleben nichts mehr mit. Neue Listen erstellen und bestehende Listen verwalten kann man unter https://www.facebook.com/bookmarks/lists.

Unser Profil, unsere Visitenkarte

Nicht minder wichtig ist die Kontrolle aller eigenen Angaben. Nach dem Anklicken des eigenen Namens ist dazu das Menü „Informationen bearbeiten“ aufzurufen. Hier werden alle persönlichen Angaben gelistet. Auch Daten, die für Unternehmen oder Institutionen von Interesse sein könnten, welche man aber selbst nicht der Allgemeinheit preisgeben möchte. So etwa der Wohn- und Heimatort, Daten zu Schulbildung, Ausbildung, Studium, der Beziehungsstatus, Religion, Lieblingszitate und vieles mehr.

Hier sollte man genauso viel preisgeben wie einem Fremden auf der Straße: fast nichts. Das rentiert sich spätestens bei der nächsten Bewerbung, weil immer mehr Personalabteilungen und Entscheidungsträger online nach ihren Bewerbern Ausschau halten und sich auf diese Weise informieren – über ihre Vorlieben, Hobbys und Gewohnheiten genauso wie über ihre Gesinnung.

Daher ist es sehr wichtig, die eigene Präsenz im Netz von allen peinlichen Bildern oder Kommentaren zu bereinigen. Will man als Journalist ernst genommen werden, so muss das Profil von Professionalität und Neutralität geprägt sein.

Die Einstellungen

Ist es ein Zufall oder ist es keiner? Wer bei Facebook die eigenen Angaben kontrollieren möchte, muss an vielen verschiedenen Stellen die Einstellungen verändern. Die Bedienung ist dabei in den letzten Monaten und Jahren nicht komfortabler geworden.

Zum Menü „Allgemeine Kontoeinstellungen“ gelangt man ganz oben rechts.

Ein Mausklick auf den Pfeil nach unten bringt weitere Menüpunkte zum Vorschein. Beim Punkt „Kontoeinstellungen“ können Name, Username, Passwort etc. geändert werden. Wichtiger ist aber das jetzt angezeigte Menü auf der linken Seite. Dort findet man den Menüpunkt „Sicherheit“.

Gerade für den eigenen Schutz unterwegs ist es wichtig, dass hier „Sicheres Durchstöbern“ als Voreinstellung gesetzt ist. Ist „Sicheres Durchstöbern“ aktiviert, springt Facebook auch auf https://, selbst wenn man dies einmal vergessen haben sollte. Sollte jemand von einem bislang unbekannten Gerät auf den eigenen Account zugreifen wollen, kann man sich bei „Anmeldebenachrichtigungen“ darüber automatisch per E-Mail informieren lassen.

Alternativ kann man sich bisher unbekannte Geräte nochmals extra bestätigen lassen. In diesem Zusammenhang ist auch der Punkt „Aktive Sitzungen“ interessant. Dort wird angezeigt, von wo bisher auf den eigenen Account zugegriffen wurde. Das ist insbesondere beim Verdacht auf Entwendung der eigenen Passwörter wichtig.

Wichtig ist auch der Menüpunkt „Anwendungen“. Dort kann man sehen und einstellen, welche Programme (und auch Spiele) auf die eigenen Daten zugreifen dürfen. Sind die Programme unbekannt oder schon länger nicht mehr benutzt, sollten sie gelöscht werden. Ansonsten bleibt der Zugriff der externen Programme und Anbieter auf die eigenen Daten bis ultimo erhalten.

Auch sollte man unbedingt verhindern, dass bei Facebook die Fotos der Nutzer in Werbeanzeigen verwendet werden. Facebook sichert sich diese Möglichkeit in den Nutzungsbedingungen zu. Um dies auszuschließen geht man auf der Startseite auf den Pfeil nach unten und dann auf den Punkt „Kontoeinstellungen“.

In der neu aufgebauten Seite bitte oben links den Punkt „Facebook-Werbeanzeigen“ aktivieren. Danach müssen die beiden Punkte „Einstellungen für Werbeanzeigen von Drittanbietern bearbeiten“ und „Einstellungen für soziale Werbeanzeigen bearbeiten“ abgearbeitet werden. Bitte beide Optionen auf „Niemand“ stellen. Somit ist sichergestellt, dass weder Facebook noch Werbepartner die eigenen Bilder vom Profil oder aus der Bildergalerie zu eigenen Zwecken missbrauchen können.

Markt der Möglichkeiten: Facebooks Privatsphäre-Einstellungen

Ein ganz vitaler Bereich sind die Privatsphäre-Einstellungen, zu erreichen über das Ausklappmenü oben rechts. Nach Aktivierung des Punktes „Privatsphäre-Einstellungen“ gilt es, etwas Zeit mitzubringen und wirklich jeden dort aufgeführten Menüpunkt abzuarbeiten.

Unter „Funktionsweise von Verbindungen“ wird bestimmt, wer einem Nachrichten oder Freundschaftsanfragen schicken darf. Über „Chronik und Markierungen“ werden sämtliche Einstellungen zur eigenen Chronik vorgenommen.

Auch die Einstellungen bei „Werbeanzeigen, Anwendungen und Webseiten“ sollten sicherheitshalber ohne Ausnahme überprüft werden. Wer nicht über die interne Suchmaschine von Facebook aufgefunden werden will, löscht in den Privatsphäre-Einstellungen unter „Werbeanzeigen, Anwendungen und Webseiten“ bei „Öffentliche Suche“ das Häkchen.

Unter „Sichtbarkeit älterer Beiträge verwalten“ lassen sich nicht mehr aktuelle Statusmeldungen automatisch unsichtbar machen. Diese sind dann für ausgewählte Benutzergruppen (Listen) nicht mehr einsehbar.

Über „Blockierte Personen und Anwendungen“ kann die Blockade von Personen, Veranstaltungseinladungen und Anwendungen konfiguriert werden. Ist eine Anwendung blockiert, werden künftige Einladungen anderer Facebook-User nicht mehr angezeigt.

In Anbetracht der Flut von Spieleaufforderungen kann dies sehr sinnvoll und zeitsparend sein. Leider gibt es bis jetzt keine Möglichkeit, automatisch mit einem Klick wirklich alle Spieleanfragen zu blockieren. Trotzdem sind die Privatsphäre-Einstellungen logisch aufgebaut und auch für Anfänger leicht nachvollziehbar. Dennoch dauert es seine Zeit, um hier für Ordnung zu sorgen.

That’s all?

Angenommen, die Chronik, das eigene Profil und alle Einstellungen sind jetzt bearbeitet. War es das? Leider nicht, zumindest nicht auf Dauer.

Wer sich dauerhaft effektiv schützen möchte, sollte diese Prozedur etwa alle drei bis sechs Monate wiederholen. Dabei sollte man auch bedenken, dass Facebook häufiger seine Struktur umstellt und den Inhalt der eigenen Menüs verändert.

Wer stets auf dem aktuellen Stand bleiben möchte, sollte das Tutorial (http://www.digitalkultur.tv/facebook-leitfaden) nutzen, um alle neuen Optionen Schritt für Schritt nachzuvollziehen.

Weitere ausführliche und zumeist gut verständliche Erklärungen in deutscher Sprache stellt Facebook hier zur Verfügung: https://www.facebook.com/help/privacy/basic-controls

Titelillustration: Esther Schaarhüls

Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV).

 

Behandelt werden die wichtigen Einstellungen zum Schutz der eigenen Daten auch im folgenden Video.

Der Autor Lars Sobiraj, Jahrgang 1966, publiziert vor allem in Computer- und Musikzeitschriften, er arbeitet seit 2006 als Freiberufler und seit 2008 als Chefredakteur des IT-Portals gulli.com.

 

Kommentare
  1. Der Artikel ist sehr hilfreich und verständlich. Er greift eine wichtige Thematik auf. Viele Nutzer von Facebook haben keine Vorstellung davon, wer welche Dinge sehen kann. Bei einigen Nutzern hat man auch das Gefühl, dass es ihnen egal sei. Gehört man zu den Menschen denen es nicht egal ist, muss man erst mal auf die Suche gehen und sich die wichtigsten Einstellungen aus den unterschiedlichsten Ecken zusammenklauben.
    Als Referent für Medienkompetenz sehe ich dies immer wieder bei Schülern. Die wenigsten Jugendlichen haben die grundlegenden Einstellungen zur Wahrung der Privatsphäre vorgenommen.
    Der Artikel ist meines Erachtens nach sehr wertvoll. Trotz intensiver Beschäftigung mit dem Thema habe ich noch einige Dinge lernen können. Der Link zum Tutorial von digtialKultur.tv ist dabei unerlässlich. Denn so schnell und häufig wie sich Tatsachen bei Facebook verändern, kommt man nur mit einem „lebenden“ Hilfetext weiter. Danke dafür. Ich werde den Beitrag weiterempfehlen.

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  1. […] verändert werden müssen. Noch ein wenig tiefer in die Materie dringt der vorliegende Artikel beim Blog Fachjournalist ein. Die Anleitungen können einem nicht vor der Offenlegung aller Gruppenaktivitäten bewahren. […]